ich hab’ mein Herz kompliziert

Pflaum, Stefan
ich hab’ mein Herz kompliziert oder Zahnwürste und Bratbürste. 194 Sätze aus der Zwischengrammatik gesammelt von Stefan Pflaum und 68 Gedichte von Stefan Pflaum, mit einer CD
Freiburg 2003, ISBN 978-3-12-688001-5 (ehemalige ISBN 978-3931240-25-7), 136 Seiten, Euro 14

Alles fing damit an, dass ich Sätze von Teil nehmern an unse ren Deutschkursen sammelte, die mir durch die Art der Fehler oder durch Originalität auffielen. Der Zeitraum der Samm lung umfasst 20 Jahre.

Bald begann ich mit Fehleranalysen und war an einer Systematisierung der Fehler interessiert. Ich fing also damit an, die Fehler zu graduieren, Fehlerklassen aufzustellen, fragte nach Übertragungen aus der Aus gangs spra che, Generalisierungen von schon Gelern tem und Stö rungen bzw. Verständnis pro ble men beim Aufnehmen des gelesenen oder gehörten Textes. Ich verglich ähnliche Fehler von Lernern mit verschiedener Ausgangs sprache und stellte Überlegungen dazu an, inwieweit diese Fehler bestimmten Phasen beim Erwerb der Ziel spra che zuzu ord nen wären, also systembedingt sein könnten. Je mehr Beispiele ich aber zusammengetragen hatte, desto komplizierter er schien mir das Vorhaben, in den vorliegenden Beispielen eindeutige Gründe für die vom deutschen Ur sprungstext abweichenden Reali sie run gen zu finden. Ich entdeckte immer mehr Fehler beispiele, für die sich gleich mehrere Ursachen als Erklärung anboten, aber auch viele, die sich nur mit dem Mut zu abenteuerlichen Spekulationen überhaupt auf eine Ur sache zurückführen ließen. Nur eine neue Ent deckung rettete mich vor der Resignation: viele formale und strukturelle Lö sun gen fand ich – völlig unabhängig vom deut schen Aus gangs text – intelligent, kreativ und oft witzig. Ich veränderte mich vom beckmesserischen Sprach lehrer zum vergnügten Leser und sammelte von diesem Zeitpunkt an nicht mehr fehlerhafte Abweichungen vom Original, sondern schöp ferische Lösungen, die als solche ihre Berech tigung hatten. Ich lernte die Beispiele als Er geb nisse einer „Zwischensprache“ auf dem Weg zur Zielsprache positiv werten. Viele Sät ze sind so mutiert, dass sie mit dem gelesenen, gehörten, intendierten deutschen Text rein gar nichts mehr zu tun haben. Zumindest scheint es so.

Von diesem Vergnügen ließ ich mich an stecken und verfasste noch ein paar Dutzend Verslein, bei denen mir die end lose Vielfalt an For men, Strukturen und Beto nungs va rian ten meiner Schüler auf dem Weg zur deutschen Spra che Vorbild war. Mögen auch sie dem ge neigten Leser Vergnügen bereiten.

Stefan Pflaum

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